_reisen auf 10 bar. istrien 2019.
28. September 2019
_neue heimat. niederbayern.
25. Juli 2020
 

sprachlosigkeit

seit oktober 2019 erschien kein blog von mir. ich war abgetaucht. ganz plötzlich. obwohl ich doch gerade so schön ins rollen kam. seit dem sommer. bewegungspläne schmiedete. mich an bergintervallen übte. an kraftausdauer einheiten erprobte. gerade wieder mit dem handbiken angefangen hatte. und erste fortschritte in der physiotherapie so langsam ersichtlich wurden. während mein oberschenkelbruch weiter verheilte. und dann. wurde ich sprachlos.

 

vollbremsung

eines morgens bemerkten wir ein kleine oberflächliche hautverletzung. ein kleiner riss. unscheinbar. an der lws. das umliegende areal sah aber gut aus. für uns total überraschend. wir konnten uns nicht erklären woher das kam. an der stelle an der ich im dezember 2018 während einer reise ambulant operiert werden musste. die haut dort war den sommer über immer stabiler geworden. und dann plötzlich das. mein fehler war die situation falsch einzuschätzen. statt mich sofort zur regeneration der haut für ein paar tage ins bett zu begeben blieb ich im rollstuhl aktiv. das wetter war schön. ich wollte mich bewegen. war voller tatendrang. hochmotiviert. am nächsten tag war es dann zu spät. die haut war deutlich beschädigt. es gab nun keine alternative mehr. vollbremsung. ich musste mich wieder ins bett begeben. auf den bauch.

niedriger pegelstand

für mich war das ein schlag ins gesicht. mal wieder. all die kleinen fortschritte der letzten monate für die katz. es sollte mich fünf zähe wochen in bauchlage kosten um diese wunde heilen zu lassen. zunächst verschlechterte sich die wunde. wurde größer. sah schlimm aus. solche hautverletzungen heilen aufgrund der querschnittlähmung nicht linear. ich weiss. es gibt schlimmeres. was sind schon fünf wochen. im kontext meines jahres wird es deutlich. in summe blicke ich auf 22 wochen zwangsaufenthalt zurück. im bett. 6 davon im krankenhaus. alles in bauchlage. diese so plötzlich aufgetretene neue verletzung hat mich mental ins wanken gebracht. trotz großem kämpferherz. manchmal ist es einfach irgendwann doch zu viel.

fragiler neustart

nachdem sich so eine wunde geschlossen hat folgt die nächste kniffelige phase. die haut ist noch instabil. extrem anfällig für druck und reibung. so kam es auch dass ich mich nach einer woche im rollstuhl noch mal für ein paar tage sicherheitshalber hinlegen musste. diese sensible phase muss man überstehen. um nicht gleich wieder die nächste wunde zu provozieren. insgesamt braucht die haut bis zu einem jahr um sich komplett regeneriert zu haben. solange bin ich anfällig für rückschläge. das sich fünf wochen bauchlage mies auf kreislauf und die mir verbliebenen muskeln auswirken kommt dann noch hinzu. ich weiss aber mittlerweile das sich mein zustand relativ schnell wieder stabilisiert. um wieder so ins rollen zu kommen wie im sommer wird es aber locker 3-4 monate dauern.

positives würdigen

in so einer schwierigen phase versuche ich mich auf das positive zu konzentrieren. an welche positiven momente denkt ihr zurück. wenn ihr an euer 2019 denkt. zu meinen highlights zählt mein erste flug alleine nach mallorca. die zeit in pierres triathlon-camp. unser urlaub mit guten freunden in istrien. endlich mit einem auto mobil sein zu können. das strukturierte bewegungsprogramm von juli bis september. mal daran schnuppern zu dürfen. wie es ist stück für stück aktiver zu werden. sich etwas belastbarer zu fühlen. aber vor allem denke ich an die kostbaren momente mit silvia. mit unseren freunden. neuen bekanntschaften. und all die zufälligen begegnungen und gespräche mit interessanten menschen.

eine portion dankbarkeit

neulich im kino stand neben mir ein kleines mädchen. im pflegerullstuhl. mehr liegend als sitzend. schläuche überall. an ein beatmungsgerät angeschlossen. seit meinem unfall in 2016 habe ich häufiger solche schicksale gesehen. auch kinder. wie dieses mädchen. mich nimmt das emotional sehr mit. seit meinem eigenen unfall noch mehr. vielleicht weil ich ahne wie nah dran ich selbst war. an so einem schicksal. solche momente ermahnen mich. dankbar zu sein. für das was ich noch tun kann. erleben darf. und weiter dafür zu kämpfen. tapfer. optimistisch. trotz all der widrigkeiten.

habt eine schöne feiertagszeit.
#neverstopburning

euer karsten

1 Comment

  1. Puppa sagt:

    Hallo,
    Ich bin auch seit einem Unfall (2013) wie Karsten gelähmt. Bei mir war 2o18 ein gutes, tolles Jahr. Es ging aufwärts mit Kraft und vor allem mit meinen Nervenschmerzen. So zu sagen perfekt für Gelähmte.
    2019 ging nur abwärts. Brustkrebs, Metasase in der Leber und Wirbelsäule, Fistel am Steißbein, Sprunggelenk gebrochen, wächst nicht mehr zusammen, Fistel bleibt . Also immer wieder eine auf den Deckel.
    Also Karsten ,jetzt wird wieder ein schönes aufwärtsgehendes Jahr. Mann kann uns einfach nicht unterkriege Mindestens uns nicht.

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