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9. Februar 2018
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22. Februar 2018
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22. Februar 2018
 

pforzheim statt mallorca. mein reha bootcamp.  

es ist februar 2018. in den sozialen medien überschlagen sich die triathleten wieder mit posts aus sonnigen trainingslagern. ich dagegen befinde mich seit januar weit weg. gedanklich. örtlich. im schwäbischen pforzheim. im zentrum für rehabilitation. einer kleinen hoch spezialisierten einrichtung.

 
 

ich brauch i.n.p.u.t.

hier wird eine speziell und exklusiv entwickelte therapieform angewendet _i.n.p.u.t._die abkürzung steht für intensive neuroplastizität utilisierende therapie. hier werden ideen der bobath therapie und der manuellen therapie vereint und um erkenntnissen der weltweiten forschung des zentralen nervensystems erweitert.

ich bezeichne die einrichtung schon jetzt als mein persönliches bootcamp in der neurologischen therapie. täglich 6 stunden durchgängiges arbeiten mit 2 therapeuten. diese intensität ist genau nach meinem geschmack. der aufenthalt hier ist nicht billig. setzt man die kosten aber in relation zu den erbrachten therapiestunden und dem therapeutenschlüssel wird schnell klar. diese einrichtung ist einzigartig. nicht nur in deutschland. daher trifft man hier z.b. auch auf patienten aus kanada oder russland.

meine aktuellen therapieziele

was sind meine ziele in dieser therapiephase? in meiner jetzigen situation geht erst einmal darum, meine anhaltenden kreislaufprobleme bei der aufrichtung des oberkörpers in den griff zu bekommen und meine rumpfstabilität zu verbessern. das ist dringend erforderlich. sonst laufe ich gefahr spätere komplikationen in der wirbelsäule durch die permanent ungünstige oberkörperhaltung zu provozieren. das hört sich leichter an als es ist. durch meine querschnittlähmung ab dem ersten brustwirbel bin ich derzeit nicht in der lage, rumpfmuskeln zu aktivieren. deshalb sitze ich momentan im rollstuhl wie ein schluck wasser in der kurve.

 

mein tagesablauf

6 stunden therapie. täglich. einen exemplarischen ablauf skizziere ich hier. das tempo und die pausen bestimme ich selbst. kein tag ist gleich. flexibel passen wir das programm an meine leistungs- und konzentrationsfähigkeit und die erbringbare ausführungsqualität an. mein bestreben ist immer die höchstmögliche ausführungsqualität. klar. dieses denken ist mir sehr vertraut. durch die vielen trainingsjahre vor dem unfall. im wasser. auf dem rad. beim laufen. beim kraft- und athletiktraining. triathlet im herzen. forever. 

06:00 uhr aufstehen, bad, anziehen
07:30 uhr frühstück
08:00 uhr 60min robotergestütztes gehen im lokomat
09:15 uhr stehen im angelehnten sowie durch therapeuten stabilisierten stand mit kleinen aufgaben zur stimulierung der rumpfstabilisierung
10:30 uhr bankschieben im hochsitz
11:15 uhr bridgen im hochsitz
12:00 uhr geführtes gehen am rollator
13:00 uhr übungen zur rumpfstabilisierung im hochsitz
14:00 uhr therapieende und mittagessen  

 
 
 

mein hunger kehrt zurück

danach bin ich platt. mental wie körperlich. ein sehr positiver nebeneffekt dieser intensiven therapie hat sich bereits nach wenigen tagen eingestellt. erstmals seit dem unfall im mai 2016 habe ich wieder so richtig hunger. finde ich nice.

einige patienten sind am jammern das die tage hier so anstrengend wären. mein kopf und mein körper scheinen sich dagegen an die triathletischen zeiten zu erinnern. ich find es geil. endlich wieder wird mein körper gefordert. das niveau ist zwar unterirdisch. aber ich mache fortschritte. ich bleibe dran. konzentriert. fokussiert auf die details. hartnäckig. so wie früher. ich bin hier am richtigen ort. mit den richtigen therapeuten. eine neue strasse erscheint vor mir. bin gespannt wohin sie mich führt. ihr auch?

hört ihr auch diese stimme? NEVER.STOP.BURNING.
euer karsten

8 Comments

  1. Henry Thiel sagt:

    Hallo Karsten,

    ich bin zwar noch nie mit dir in Kontakt getreten, verfolge deine Geschichte jetzt aber schon eine ganze Weile und kann nur den Hut vor dir ziehen! Ich bin selbst gelernter Krankenpfleger und seit 7 Jahren passionierter (Hobby-)Triathlet. Ich habe schon in einigen Reha-Einrichtungen gearbeitet und kann mir gut vorstellen, wie hart, anstrengend und vor allem ungewohnt das alles für dich sein muss. Ich bin mir aber sicher, dass es in deiner Situation nichts besseres als einen Triathlon-Background geben kann. Du weißt, was es heißt sich zu quälen und ans maximale Limit zu gehen. Das ist der ganz große Unterschied zwischen dir und vielen anderen Patienten, die sich hängen lassen und lieber jammern wie anstrengend doch alles ist. Du findest es geil. Besser geht es nicht. Und glaub mir, nur so kannst und wirst du dich körperlich Schritt für Schritt verbessern! Und auch was du über deine Einrichtung sagst hört sich mehr als gut an – ein so gut strukturiertes Therpieprogramm habe ich persönlich noch nicht gesehen. Also nutze es und fordere alles ein!
    Beste Grüße aus Nettetal und Never.Stop.Burning,

    Henry

    PS: Guten Appetit 😉

  2. Basti sagt:

    Ganz stark Karsten. Und immer weiter. Immer weiter so. Ich find es auch geil dass Du das alles machst! Alles Liebe Dein Basti

  3. Katrin sagt:

    Lieber Karsten,

    du hast meine größte Bewunderung, deine Partnerin ebenso. Ihr meistert das Leben einfach super, versucht euch nicht unterkriegen zu lassen. Das sollten sich ganz viele Menschen als Vorbild nehmen, die oft schon bei dem kleinsten Rückschlag einfach aufgeben. Gib nicht auf, Kämpfe weiter für deine Träume und Ziele und genieße mit deinem Schatz die vielen schönen Momente im Leben.

    LG aus Pfullendorf
    Katrin

  4. Cirstin sagt:

    hallo Karsten,
    die Bilder zeigen es wieder: du bist der wahre Ironman unter uns.
    Bleibe am Ball! Es gibt viele da draussen, denen bist du Inspiration und Motivation.
    Dir und deiner Familie alles erdenklich Gute.
    Liebe Grüße

  5. Puppa Pollich sagt:

    Hallo Karsten.
    Es freut mich, dass Pforzheim dir so gefällt. Es muss toll seinund nimm mit was du kannst. Man lernt immer was Neues.Ausserdem ist die Reha im Februar ideal. Im Winter die Beste Lösung.
    Ich wünsche dir noch viel Erfolg in der Reha.
    LG aus
    Puppa

  6. Meine Tante fing vor drei Wochen an, die Reha zu machen. Deshalb möchte ich mehr darüber lesen und dieser Beitrag war besonders interessant. Dankeschön, dass Sie Ihre Erfahrungen mitteilen.

  7. Frank sagt:

    Auch für mich – nach 2 Schlaganfällen rollstuhlgebunden und rechtsseitig weitgehend gelähmt – eine starke Motivation, immer wieder weiter zu machen, auch wenn die sicht- und spürbaren Ergebnisse eher minimal sind. Never give up ! Der Lokomat ist für mich zwischendurch auch mal „ein Foltergerät“, aber am Ende siegt bei jedem Therapietermin „das gute Gefühl“. Mein Abenteuertrip z. Zt.: Ich habe mich vor einigen Wochen sebstständig gemacht, denn auch mein Kopf braucht Herausforderung und Training :-)…..So keep on running !!!!

    • Karsten Pfeifer sagt:

      Hallo Frank. Danke für Deine Zeilen! Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem „Abenteuertrip“. Deiner Selbständigkeit. Grüße, Karsten

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