_wellengang. auf 10bar.
26. April 2019
_die zerstörung. des karsten. teil 1.
30. Juni 2019
 

_kleine kriechfahrt. durch das jahr.

ich blicke nicht gerne auf die letzten 8 monate zurück. drei gesundheitliche rückschläge kurz hintereinander. aber manchmal hilft es mir. um zu verstehen. warum ich mich dort befinde. wo ich mich jetzt gerade befinde. in den 8 monaten hat sich mein körperlicher zustand immer deutlicher verschlechtert. das muss ich mir erst wieder alles erarbeiten. zurück erkämpfen. schritt für schritt. bevor ich daran denken kann meinen eigentlich weg weiter zu verfolgen. jetzt sind viele kleine schritte notwendig. sehr viele. sehr kleine. aber die konzentration darauf hilft mir. diese kunst des kleinen denkens. wieder struktur in mein chaos zu bekommen. nicht in selbstmitleid zu versinken. denn es fällt mir schwer das alles einfach wegzustecken. motiviert bin ich weiterhin. mein feuer brennt auch noch. aber es nervt das alles aushalten zu müssen. nicht voran zu kommen. auf der stelle zu stehen. im standgas. wo ist nur all die unbekümmertheit hin.

 

murnau. reloaded.

das krankenhaus in murnau beherbergte mich für 6 wochen. nach der oberschenkelfraktur im april. gerade die ersten beiden wochen waren schwer zu ertragen. wieder voll pflegeabhängig zu sein. diesen verhassten zustand der kompletten unselbständigkeit. das ständige fieber. die vielen untersuchungen. all die erinnerungen an 2016. mit ausgestrecktem bein durfte ich für ein paar wenige stunden raus. auf den umgebauten rollstuhl. kreislauf training. von woche zu woche wurde das bein immer mehr gebeugt. bis die 90 grad erreicht waren.  die freigabe zum normalen sitzen im rollstuhl erfolgte. seit juni bin ich weder zuhause.

 
 
 

frakturale konsequenzen.

mit der heimkehr ist der oberschenkel natürlich noch nicht verheilt. für mindesten 3 monate werde ich die beinorthese tragen. auf therapiearbeit im stehen werde ich für 5-6 monate verzichten müssen. mein reha fokus wird sich also zunächst auf die beinbehandlung und auf sitzendes training für den oberkörper reduzieren. mein knie ist leider immer noch dick. nicht mehr so sehr  wie nach dem unfall. nicht mehr heiss. nur noch warm. die therapie besteht aus lymphdrainagen. bromelain. bein hoch lagern. zusätzlich versuche ich es seit einigen wochen mit der bemer gefässtherapie. darüber werde ich mal später im detail berichten.

eingewöhnung. in den alltag.

es ist ein eigenartiges gefühl. nach 6 wochen im krankenhaus. wieder daheim zu sein. mit der hinderlichen orthese am bein. die jeden transfer aus und in den rollstuhl zum abenteuer macht. die zusätzliche zeit kostet. mich noch langsamer macht. draußen ist es nicht besser. pflastersteine liebe ich gerade ganz besonders. um meine fitness ist es auch noch ganz düster bestellt. mein oberkörper muss sicher erst wieder an das reguläre lange sitzen im rollstuhl gewöhnen. und an das fahren draussen. nach nun zwei wochen merke ich aber schon zarte verbesserungen. routinen etablieren sich. auch meine belastbarkeit nimmt wieder zu. ich brauche nur geduld. viel geduld. sehr viel geduld. dann wird das schon. seit woche zwei zuhause habe ich mit leichtem kurbeltraining am motomed. und gerätetraining in der therapie begonnen.

 
 
 

den rücken im blick.

bei aller konzentration auf die mobilität und belastbarkeit ist eine andere baustelle weiter vorhanden. die fragile neue haut über den dornfortsätzen der lws. die stelle die mir die letzte fernreise verhagelt hatte. mich im januar und februar ins bett zwang. wir werden es jetzt mit einer individuell anzupassenden rückenschale für den rollstuhl versuchen. die fachleute versprechen sich mehr stabilität im seitlichen rumpf und deutliche hautentlastung für die dornfortsätze. ich bin schon gespannt ob das endlich die ersehnte lösung für mich ist.

 
 

zerstörende spazierfahrten.

ein besuch in meiner baldigen neuen heimat hat mir meine körperlichen grenzen aufgezeigt. ziemlich deutlich. ziemlich ernüchternd. es war nur ein läppischer kilometer. im ort. den ich mit dem rollstuhl zurücklegen wollte. silvia musste mich auf den letzten 150 metern schieben. ich war komplett zerstört. kraftlos. fertig. die für die region typischen rolling hills haben mich kaputt gemacht. da wird jeder meter vor der haustür zum workout. für arme und schultern. mir bleibt noch die zweite jahreshälfte um mich darauf vorzubereiten. deshalb nutze ich das derzeit schöne wetter für kurze erkundungstouren. in der flachen nachbarschaft. meine kräfte reichen derzeit für maximal eine stunde fahrt. im rollstuhl. künftig baue ich auch kleine anstiege mit ein. möglichst als intervall mehrmals gefahren. später dann auch etwas steilere. nur muss ich aufpassen dass ich mich dabei nicht zersäge. komplett abschiesse. kraftlos den heimweg nicht mehr packe. da habe ich schon bittere erfahrungen gemacht. momente in denen dich fremde passanten mitleidig fragen. ob sie dich schieben sollen. im flachen. not funny. not at all.

 
 
 
 

inspiration.

bei den vielen auf und abs in der jetzigen lebensphase hilft es mir mal innen zu halten. mich umzuschauen. es gibt so viele menschen die mich inspirieren. die mir beweisen was alles möglich ist. so auch ein triathlet den ich 2011 kennenlernen durfte. der mir zum freund wurde. auf mallorca. während eines gemeinsamen trainingslager aufenthaltes. schon damals formulierte er für sich ein ziel. die teilnahme am ironman hawaii. der langdistanz weltmeisterschaft. die mutter dieser sportart. der mythos. seit dieser begegnung haben wir uns jedes jahr zum training auf der insel getroffen. haben gegenseitig unseren sportlichen weg verfolgt. unsere erfahrungen ausgetauscht. gemeinsam gelitten wenn der andere einen sportlichen rückschlag verkraften musste. gemeinsam gefreut wenn es wieder einen schritt nach vorne ging. so haben wir uns gepusht. seit 2016 beobachte ich seinen weg nun nur noch als permanent sitzender zuschauer. er aber kämpfte weiter. beharrlich. obwohl er viele rückschläge verkraften musste. viele rennen die nicht so liefen wie er es sich wünschte. deren ergebnisse seinem leistungsvermögen nicht gerecht wurden. er  begann immer mehr an sich zu zweifeln. sein ziel schien sich immer weiter von ihm zu entfernen. auch ich war mir in letzter zeit nicht mehr sicher ob er diese vielen negativen erfahrungen überwinden kann.

 
 
 
 

er aber machte weiter. und zeigte es uns allen. das er es kann. und wie er das kann. in diesem sommer war es soweit. er holte sich in den usa die qualifikation. thorsten wird am 12. oktober 2019 in hawaii an der startlinie stehen. sich nach diesen vielen jahren und vielen anläufen seinen traum erfüllen. endlich. diese willensstärke ist inspiration für mich. danke dir dafür mein freund. nothing is impossible.

#neverstopburning
Euer Karsten

 

1 Comment

  1. Torsten Balkow sagt:

    Hi Carsten. Hier ist der Torsten. Wir haben uns 2017 in Murnau kennengelernt. Ich fände es gut wenn wir uns Mal telefonisch austauschen würden. Wir haben glaube ich eine ähnliche Einstellung. Denke ich zumindest;)
    LG
    Torsten

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