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31. Mai 2018
 

große hoffnungen! große erfolge?  

mit großen hoffnungen kam ich anfang januar 2018 nach pforzheim. in das zentrum der rehabilitation geerlofs. mein aufenthalt dort ging ende märz zu ende. was habe ich erreicht? in den 3 monaten. was ist unerfüllt geblieben? zeit für eine nachbetrachtung. kritisch. reflektiert.

um meine fortschritte zu bewerten muss ich hinschauen. genau. denn zaubern können die therapeuten in pforzheim nicht. ich kann nach diesen 3 monaten nicht alleine stehen. erst recht nicht gehen. das hatte ich auch nicht erwartet. aber wenn ich eben hinschaue. genauer. dann fallen sie mir auf. die fortschritte.

 
 

zeitliche einordnung

3 monate reha klingen nach einer verdammt langen zeit. aber verglichen mit den 10 monaten im krankenhaus? verglichen mit den anschließenden 10 monaten zuhause bis zum start der reha? und erst recht verglichen mit den vielen trainingsjahren vor dem unfall? aus diesem blickwinkel betrachtet klingt der zeitraum überschaubar. sehr überschaubar. es war also ein erster kleiner schritt. nicht mehr. nicht weniger.

 

du sitzt besser im rollstuhl

diese ressonanz habe ich von leuten bekommen. die mich seit dezember 2017 nicht gesehen haben. aber. ich bin damit nicht zufrieden. noch lange nicht. ich hadere immer noch mit meiner haltung. am seitlichen knick im rumpf. an der ausgeprägten bauchwölbung. an der schlaffen rumpfvorderseite. das muss alles noch besser werden. viel besser. nicht der ästhetik willen. sondern um komplikationen mit der wirbelsäule vorzubeugen. um im alltag agiler zu werden. und. um mehr muskuläre funktion zurück zu erlangen. um mich funktional nach unten zu den beinen vorarbeiten zu können. irgendwann.

 
 

fühlbare verbesserungen

am rücken erkenne und fühle ich veränderungen. deutlich. dort kann ich großflächig muskeln anspannen. was im dezember so noch nicht ging. auch an den seiten und der vorderseite im rumpf scheint sich etwas zu verändern. so ganz langsam. noch ist es äußerlich dort nicht wahrnehmbar. aber ich merke es. wenn ich mich auf die muskeln dort konzentriere. dann passiert da etwas. innen drin. das kribbeln an diesen stellen nimmt dann zu. ich kann das ganz genau verorten. so als würde etwas in gang kommen. langsam. etwas wieder zum leben erweckt werden. ganz ganz langsam.

 

funktionsorientiertes training

der in pforzheim praktizierte therapieansatz zielt nicht darauf ab muskeln zu stärken die eh schon funktionieren. auch geht es nicht darum einzelne muskeln anzusprechen. vielmehr sollen ganze muskelketten angesprochen werden. insbesondere die bisher gelähmten angrenzenden bereiche. durch häufiges konsequentes stimulieren. in meinem fall zunächst im rumpf. das training erfolgt vor allem in der für uns natürlichen position. im stehen. um gewicht auf die kette vom rumpf über das becken und die beine bis in die füsse zu bekommen. um so impulse an die nerven und die große muskelkette abzugeben. um irgendwann wieder eine synchronität der beteiligten muskeln herzustellen. in der reha erfolgte diese reizsetzung täglich. 6 stunden lang.

 
 

der kreislaufkönig

ich gehörte auch in pforzheim unbestritten zu den patienten mit den hartnäckigsten kreislaufproblemen. das liegt sicher an meiner lähmungshöhe. ab dem ersten brustwirbel. durch die vielen übungen im stehen hat sich schritt für schritt aber auch mein kreislauf irgendwann stabilisiert. das habe ich im verlauf der 3 monate sehr schön beobachten können. dennoch. das ist kein von alleine bleibender zustand. nach tagen mit erhöhter passivität im sitzen wird der kreislauf schnell wieder anfälliger. ich muss also am ball bleiben. regelmäßig stehen. regelmäßig diese speziellen übungen durchführen. um den erarbeiteten zustand zu stabilisieren. um diesen zu festigen.

 

mentaler faktor

nein. ich bin nicht jeden tag gut gelaunt. habe auch nach knapp 2 jahren noch immer an meiner situation zu knabbern. fühle mich gefangen. und bin oft genervt. von den vielen limitationen im alltag. den limitationen meines körpers. dem wahnsinnigen administrativen aufwand rund um den unfall. die diskussionen mit versicherungen. diskussionen mit gutachtern die mich nie gesehen haben. da hat mir die reha neue impulse gegeben. den fokus verändert. neue perspektive. neue ziele. neue träume. zusätzliche motivation. vor dem unfall war tägliches körperliches training für mich gewohnheit. deshalb fällt mir der gedanke nicht schwer. an tägliche therapie. das arbeiten an der grenze. und außerhalb. der komfortzone. denn nur da geht es vorwärts.  

 

resumee

vom therapieansatz bin ich überzeugt. die einrichtung taugt mir. der spirit und das engagement der therapeuten ist überwältigend. ich bin überzeugt. wenn es für mich einen weg aus dem rollstuhl gibt. dann mit der hilfe dieser einrichtung. es werden in den nächsten jahren immer wieder aufenthalte dort notwendig sein. um neue impulse zu setzen. die ich dann zuhause stabilisieren muss. zunächst mit der hilfe meiner lokalen therapeuten. irgendwann später dann selbständig.

 

wie geht es jetzt weiter

wie kann ich die begonnene therapie auch im heimischen umfeld fortführen? noch bin ich nicht in der lage, die übungen eigenständig durchzuführen. wie gesagt. bis dahin ist noch ein langer weg. deshalb brauche ich hilfe. gemeinsam mit den physiotherapeuten vom physio team unterföhring bin ich dabei das zu organisieren. klingt einfacher als es ist. es gehört einiges an kreativität dazu. lösungen zu finden. an mut. an offenheit. für diese art der therapeutischen arbeit. mich hinzustellen. im stehen übungen zu absolvieren. ohne große hilfmittel. ohne technischen schnick schnack. das ziel ist zunächst 3 bis 4 dieser übungen nachzustellen. und dann möglichst regelmäßig zu wiederholen. und dann an der qualität und später dem schwierigkeitsgrad zu arbeiten. schritt für schritt. die reise hat gerade erst begonnen.

aber wir schaffen das. denn. we never stop burning!

euer karsten

2 Comments

  1. Katrin sagt:

    Ganz toll zu lesen lieber Karsten. Einen Weg aus einer Situation zu finden, nie den Mut und die Zuversicht zu verlieren, auch das gehört zu einer erfolgreichen Therapie. Gib nicht auf und kämpfe weiter, wie du es bisher getan hast. Zähne zusammen beissen und am Ende allen Skeptikern den Stinkefinger zeigen 🙂

    LG Katrin

  2. Hut ab, von dir können wir viel lernen. Zum Beispiel aufzuhören unzufrieden zu sein, denn meist haben wir doch nur Luxusprobleme, ganz im Gegensatz zu dir.
    Bewundernswert auch deine Analyse, einfach mental stark, sich auf die kleinen, wenn auch manchmal winzigsten Schritte konzentrieren, an denen du erkennst, dass es weiter nach vorne geht. Stark!
    Ich wünsche Dir von Herzen Kraft und Geduld auf deinem Weg. Keep on burning.
    Herzlichen Gruß, Ute

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